GAST-EDITORIAL

Reinraumklasse oder „20 Jahre GIT ReinRaumTechnik“

Reinraumklasse oder „20 Jahre GIT ReinRaumTechnik“ Image 1
E
s war vor 20 Jahren nicht alles so schlecht wie die Frisur des Chefredakteurs auf dem Bild, mit dem unsere damalige Layouterin das Editorial der ersten Ausgabe der GIT ReinRaumTechnik im Juni 1998 „schmückte“. Zum Glück gab es damals noch keine e-Version der Zeitschrift, sonst wäre das Bild jetzt einfach zu recherchieren.

Dass es zum Erscheinen der Publikation kam, glich einem kleinen Wunder, hatten wir uns im Verlag doch erstmals drei Monate vorher näher mit dem Thema Reinraumtechnik befasst. Die zündende Idee kam während eines Interview mit Herrn Schall, dem damaligen Veranstalter der Messe Cleanrooms Europe, der die Frage in den Raum warf: Warum geben Sie zu dem Thema eigentlich keine Zeitschrift heraus? Mit Hilfe der Kollegen im Haus und ganz besonders meiner neuen Kollegin Katja Habermüller sind die ersten Ausgaben mit viel Herzblut entstanden.

Die Zeit war einfach reif, die Zahl der Reinräume nahm zu und es gab einen großen Bedarf an Informationen aller Art. Die ersten Firmen hatten sich auf das Thema spezialisiert und sie waren bereit für Werbung Geld auszugeben. Danke dafür und auch allen heutigen und zukünftigen Kunden, nur so ist die Herausgabe der Zeitschrift möglich. Schon nach wenigen Tagen hatten wir Gelegenheit, die ersten Experten auf dem Gebiet zu sprechen, die mit dem Überbegriff „Guru“ trefflich umschrieben waren. Win Labuda, Carsten Moschner, Lothar Gail, Thomas von Kahlden, Udo Gommel und Gernod Dittel fallen einem ganz spontan ein und die anderen verzeihen uns die Gedächtnislücken hoffentlich. Sie alle und noch viele mehr haben werden einen Platz in der „Reinraum Hall of Fame“ finden, nicht aber die Scharlatane, die damals in der Branche ihr Unwesen trieben und einfache Lösungen schlüsselfertig für wenig Geld anboten und beinahe die ganze Branche ruiniert hätten.

CLEAR & CLEAN - Werk für Reintechnik GmbH
Die Themen in den ersten Jahren waren vielfältig und zusammen mit unseren Autoren musste viel Basiswissen vermittelt werden. Welche Reinraumklassen gibt es? Warum haben Drucker nichts im Reinraum verloren? Putzen oder reinigen? Was ziehe ich an, die luftdichte Plastiktüte oder das kleine Blaue? Wie sauber ist mein Reinraum? Und schlussendlich die Frage aller Fragen: Auf welche Reinraumveranstaltung gehe ich?

Neben den vielen Fakten bleiben viele Anekdoten im Gedächtnis: Der Weltrekord im Messeabbau nach der Ankündigung, dass das WM-Spiel doch nicht in der Messehalle übertragen wird. Vertriebsmitarbeiter, die prahlen stundenlang Autofahren zu können, dann aber doch eines Tages mit dem Dach nach unten aufwachen. Unbeholfene Versuche einer Expertengruppe nach einer „Tagung“ das Hotel noch zu Fuß zu erreichen. Saunawelt 2000 statt Cleanrooms Europe in Stuttgart. Die Übersetzungskosten von umgerechnet 24 Euro für die Übersetzung einer kompletten Ausgabe der GIT ReinRaumTechnik ins Chinesische. Staubmäuse auf der Fensterbank im soeben feierlich eröffneten Reinraum. Der Chef der chinesischen Reinraumtechnik-Gesellschaft, der stolz ein Exemplar eines dreist kopierten Reinraumbuches von Wiley in chinesischer Sprache präsentiert. Sie merken schon, es wird mal wieder Zeit für einen Reinraum-Stammtisch. Gibt es den eigentlich noch in Stuttgart?

Über das was aktuell die Branche umtreibt kann mittlerweile unser Nachfolger Roy Fox mehr sagen und natürlich die vielen Autoren die in dieser Jubiläumsausgabe zu Wort kommen. Viel Spaß und Erkenntnis beim Lesen dieser Ausgabe, die es 20 Jahre nach dem Start natürlich als Smart Magazine auch in elektronischer Form gibt. Ich bin gespannt, ob sich die Autoren in 20 Jahren darüber freuen, dass das Internet nichts vergisst, noch nicht einmal schlechte Frisuren.

Dr. Heiko Baumgartner,
Publishing Director
Wiley, Research, Corporate Solutions

Artikel empfehlen

Datenschutz