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ie Schweiz zählt zu den interessantesten Standorten für die Herstellung von Medikamenten auf biotechnologischer Basis. Ausser den einheimischen Unternehmen Roche, Novartis und Lonza stellt hierzulande auch eine wachsende Zahl internationaler Konzerne wie UCB aus Belgien Biopharmazeutika her. Grund für die Attraktivität des Schweizer Biotech-Standorts sind hochspezialisierte Experten, die in der Schweiz mit ihrem guten Ausbildungsniveau keine Mangelware sind.Die Biotech-Branche in der Schweiz blickt mit einem Umsatz (2016) von 5.5 Mrd. EUR und mehr in eine rosige Zukunft. Knapp 300 Biotechfirmen mit mehr als 15.000 Angestellten zeigen sich als führend bei innovativen und komplexen Patenten und verfügen über eine gut gefüllte Produktepipeline. Eine derartige Komplexität schafft neue ökonomische Möglichkeiten und wirkt sich schliesslich auch positiv auf die Innovationsfähigkeit der ganzen Industrie aus.
Bau und Betrieb einer Biotech-Anlage sind sehr kapitalintensiv und können rasch einmal 100 Mio. EUR kosten. Dies führt dazu, dass immer mehr Pharmaproduzenten es vorziehen, die Fertigung spezialisierten Partnern oder Tochterunternehmen zu überlassen, die sich ganz der Herstellung von Biotech-Präparaten verschrieben haben. So hat z.B. die Firma Actelion parallel zur eigenen Übernahme durch Johnson & Johnson die Tochterfirma Idorsia gegründet, die nun selbständig operativ tätig ist. Idorsia umfasst die Forschungsabteilung der alten Actelion mitsamt ihrer Pipeline mit Präparaten in der klinischen Phase 2, die nun zur Marktreife gelangen sollen. Die Leitung hat das ehemalige Actelion-Management, Johnson & Johnson hält nur knapp 10 % an Idorsia.
Die Swiss Biotech Association
Die Swiss Biotech Association (SBA) wurde als Branchenverband für kleine und mittlere Unternehmen gegründet, die in allen Bereichen der Biotechnologie tätig sind. Heute zählt der wachsende nationale Branchenverband rund 200 Mitglieder und ist eine professionelle Networking-Plattform, auch für international aktive Unternehmen in der Branche. Die Schweizerische Biotech-Branche wächst seit dem letzten Jahr nicht mehr so rasant. Dennoch sind die Zukunftsaussuchten rosig. Zu den Faktoren, die die Biotech-Branche beflügeln, zählt die Lebenserwartung der Patienten. Da sie weiter steigen wird, werden die Gesundheitskosten weltweit einen wachsenden Anteil am BIP ausmachen. Dazu kommen ein rascher technologischer Fortschritt, billigere Rechenleistung und Fortschritte in der Genforschung. Die Gesundheitsversorgung wird sich in Zukunft stärker präventiv-medizinisch gestalten. Der Wettbewerb um das verfügbare Kapital wird intensiver werden, deshalb müssen Forschung und Entwicklung effizienter und patientennäher werden.
Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung im Biotech-Bereich entwickelten sich gegenläufig: sie stiegen um 12 % auf 46 Mrd. USD. Denn nur wer neue Anwendungen auf den Markt bringt, kann auf Dauer Erfolg haben.
Eine Auswahl an Schweizer Biotech-Unternehmen
Im Folgenden werden einige Biotech-Firmen vorgestellt, die an unterschiedlichen Entwicklungsstadien ihres Unternehmens stehen. Die innovativen Wirkstoffe der (oft kleinen) Biotechfirmen werden gern von den großen Pharmafirmen gern lizenziert und auf den Markt gebracht. Denn kleine Biotechfirmen sind in der Forschung und Entwicklung effizienter. Man schätzt die Wahrscheinlichkeit, ein therapeutisches Protein erfolgreich durch die klinischen Versuche zu schleusen, für kleine Biotechfirmen viermal höher ein als für einen Pharmawirkstoff von einer großen Firma.
Der Erfolg der Biotechindustrie zeigt sich auch am Anteil der neu zugelassenen Medikamente: Dieser hat jenen der Pharmaindustrie längst überholt.
● Die Basler Lonza-Gruppe erreicht laut eigenen Angaben mit der Produktion von Biopharmazeutika für Dritte bereits heute einen Marktanteil von gut einem Drittel. Im vergangenen Jahr startete der Bau der Produktionsanlage Ibex in Visp, die zur Herstellung von Biopharmazeutika aus fermentierten Säugetierzellen dient und 2019 fertiggestellt sein soll. Sie soll auch Drittkunden zur Verfügung stehen. Mit dem Kauf von Capsugel hat die Lonza ihr Produktspektrum erweitert, um das Wachstum der Gruppe zu beschleunigen und ihre Fähigkeit zu stärken, im gesamten Healthcare-Bereich tätig zu sein.
● Basilea produziert Antibiotika, wie den Wirkstoff Ceftobiprol. Die in Basel ansässige Biotech-Gesellschaft entstand aus einem Spin-off der Roche-Antibiotikasparte im Jahr 2000. Das Unternehmen verfügt mit Ceftobiprol zur Behandlung von schweren im Spital erworbenen Lungenentzündungen über ein in der EU zugelassenes Medikament. Basilea hat jedoch zwei weitere potentielle Wirkstoffe, darunter eines gegen Brustkrebs in der Pipeline. Die klinischen Tests befinden sich aber erst in einer frühen Phase.
● Santhera Pharmaceuticals stellt Wirkstoffe gegen seltene Krankheiten her, für die es bislang keine Behandlungsmöglichkeit gibt. Mit zulassungs-relevanten klinischen Daten, die darauf hinweisen, dass Santheras Medikament Raxone gegen Duchenne-Muskeldystrophie (DMD) wie auch gegen Lebersche hereditäre Optikusatrophie (LHON) hilft, haben sich die Aktien des Unternehmens inzwischen mehr als verdreifacht.
● Newron Pharmaceuticals stellt den Wirkstoff Safinamide her, mit dem die Lebensqualität von Parkinson-Patienten deutlich verbessert werden kann. Hinzu kommt, dass dank Safinamide der bisher eingesetzte Wirkstoff Levodopa, der mit zahlreichen Nebeneffekten verbunden ist, reduziert werden kann. Safinamide wurde unter dem Namen Xadago von der EU-Gesundheitsbehörde zugelassen.
Der Erfolg der Biotechindustrie zeigt sich auch am Anteil der neu zugelassenen Medikamente: Dieser hat jenen der Pharmaindustrie längst überholt.
● Die Basler Lonza-Gruppe erreicht laut eigenen Angaben mit der Produktion von Biopharmazeutika für Dritte bereits heute einen Marktanteil von gut einem Drittel. Im vergangenen Jahr startete der Bau der Produktionsanlage Ibex in Visp, die zur Herstellung von Biopharmazeutika aus fermentierten Säugetierzellen dient und 2019 fertiggestellt sein soll. Sie soll auch Drittkunden zur Verfügung stehen. Mit dem Kauf von Capsugel hat die Lonza ihr Produktspektrum erweitert, um das Wachstum der Gruppe zu beschleunigen und ihre Fähigkeit zu stärken, im gesamten Healthcare-Bereich tätig zu sein.
● Basilea produziert Antibiotika, wie den Wirkstoff Ceftobiprol. Die in Basel ansässige Biotech-Gesellschaft entstand aus einem Spin-off der Roche-Antibiotikasparte im Jahr 2000. Das Unternehmen verfügt mit Ceftobiprol zur Behandlung von schweren im Spital erworbenen Lungenentzündungen über ein in der EU zugelassenes Medikament. Basilea hat jedoch zwei weitere potentielle Wirkstoffe, darunter eines gegen Brustkrebs in der Pipeline. Die klinischen Tests befinden sich aber erst in einer frühen Phase.
● Santhera Pharmaceuticals stellt Wirkstoffe gegen seltene Krankheiten her, für die es bislang keine Behandlungsmöglichkeit gibt. Mit zulassungs-relevanten klinischen Daten, die darauf hinweisen, dass Santheras Medikament Raxone gegen Duchenne-Muskeldystrophie (DMD) wie auch gegen Lebersche hereditäre Optikusatrophie (LHON) hilft, haben sich die Aktien des Unternehmens inzwischen mehr als verdreifacht.
● Newron Pharmaceuticals stellt den Wirkstoff Safinamide her, mit dem die Lebensqualität von Parkinson-Patienten deutlich verbessert werden kann. Hinzu kommt, dass dank Safinamide der bisher eingesetzte Wirkstoff Levodopa, der mit zahlreichen Nebeneffekten verbunden ist, reduziert werden kann. Safinamide wurde unter dem Namen Xadago von der EU-Gesundheitsbehörde zugelassen.
● Das Biopharma-Unternehmen Addex Therapeutics aus Genf hat sich der Behandlung von Abhängigkeiten, etwa von Alkohol oder von Drogen, verschrieben. Das Unternehmen vertreibt einen Wirkstoff zur Entwöhnung von Rauchern, der die körperlichen Erscheinungen des Entzugs mildern und die begleitende Schmerzempfindlichkeit unterdrücken soll. Mit der mit der amerikanischen Indivior ist Addex eine strategische Partnerschaft eingegangen und erhält vorab 5 Mio. USD..
● Evolva ist als Biotech-Unternehmen in der Branche Nahrungsmittelzusatzstoffe tätig. Mit Hilfe von Hefebakterien werden der Geschmacksstoff Vanille und Resveratrol, das die Gesundheit verbessern soll, künstlich hergestellt. Weitere Produkte sollen folgen. Ein Ersatz für den Süssstoff Stevia erweckt bei Anlegern grosse Erwartungen. Der natürliche Extrakt aus Süssgras-Blättern schmeckt im Abgang etwas bitter. Evolvas Stevia-Ersatz hat diesen bitteren Geschmack nicht. Für 2018 stellt Evolva ein „kräftiges“ Wachstum des Produktumsatzes in Aussicht, da 2018 erstmals – wenn auch sehr niedrige –Lizenzerträge mit dem Stevia-Süssstoff EverSweet erwirtschaftet werden.
● Verschiedene Forscher der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften, u. a. Prof. U. Graf-Hausner, haben es geschafft, das Bioprinting für den Aufbau dreidimensionaler (3D) In-vitro-Gewebe einzusetzen. Bioprinting ermöglicht die genaue Positionierung von Zellen, Biomaterialien und Molekülen, um organähnliche Strukturen zu erzeugen die für die regenerative Medizin oder als Modelle für die Medikamentenentwicklung geeignet sind. Dabei werden die 3D-Matrizen mittels Bioinjektionen und bioresorbierbaren Polymere beladen. Im Rahmen des Biotechnet, das nationale Forschungskonsortium für Biotechnologie, unterhalten die Forscher Partnerschaften mit Unteernehmen wie mit Novartis, Tecan, Synthes, Geistlich Pharma, Ivoclar und Straumann.
Im vergangenen Jahr mussten Evolva und Newron hohe Einbußen verkraften. Inzwischen haben sie sich wieder erholt, ihr Portfolio ist aussichtsreich. Damit zeigte sich aber wieder einmal, wie riskant Investitionen in Unternehmen sind, deren Erfolg massgeblich von einem einzigen Produkt abhängt, dessen Entwicklung zudem mit einem hohen Forschungsaufwand verbunden ist.
● Evolva ist als Biotech-Unternehmen in der Branche Nahrungsmittelzusatzstoffe tätig. Mit Hilfe von Hefebakterien werden der Geschmacksstoff Vanille und Resveratrol, das die Gesundheit verbessern soll, künstlich hergestellt. Weitere Produkte sollen folgen. Ein Ersatz für den Süssstoff Stevia erweckt bei Anlegern grosse Erwartungen. Der natürliche Extrakt aus Süssgras-Blättern schmeckt im Abgang etwas bitter. Evolvas Stevia-Ersatz hat diesen bitteren Geschmack nicht. Für 2018 stellt Evolva ein „kräftiges“ Wachstum des Produktumsatzes in Aussicht, da 2018 erstmals – wenn auch sehr niedrige –Lizenzerträge mit dem Stevia-Süssstoff EverSweet erwirtschaftet werden.
● Verschiedene Forscher der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften, u. a. Prof. U. Graf-Hausner, haben es geschafft, das Bioprinting für den Aufbau dreidimensionaler (3D) In-vitro-Gewebe einzusetzen. Bioprinting ermöglicht die genaue Positionierung von Zellen, Biomaterialien und Molekülen, um organähnliche Strukturen zu erzeugen die für die regenerative Medizin oder als Modelle für die Medikamentenentwicklung geeignet sind. Dabei werden die 3D-Matrizen mittels Bioinjektionen und bioresorbierbaren Polymere beladen. Im Rahmen des Biotechnet, das nationale Forschungskonsortium für Biotechnologie, unterhalten die Forscher Partnerschaften mit Unteernehmen wie mit Novartis, Tecan, Synthes, Geistlich Pharma, Ivoclar und Straumann.
Im vergangenen Jahr mussten Evolva und Newron hohe Einbußen verkraften. Inzwischen haben sie sich wieder erholt, ihr Portfolio ist aussichtsreich. Damit zeigte sich aber wieder einmal, wie riskant Investitionen in Unternehmen sind, deren Erfolg massgeblich von einem einzigen Produkt abhängt, dessen Entwicklung zudem mit einem hohen Forschungsaufwand verbunden ist.
Swiss Biotechnet
Das Biotechnet ist eine Partnerschaft von Schweizer Fachhochschulen und der Empa, tätig auf dem Gebiet der Biotechnologie. Es wurde 1998 als nationales Kompetenz-Netzwerk in der Forschung gegründet. Aufgrund der kompetenten Durchführung von aussichtsreichen R&D Projekten erhielt das Biotechnet rasch Anerkennung als spezialisierter Partner zur Ergänzung für industrielle R&D Projekte. Heute stellt das Biotechnet ein umfangreiches Netzwerk dar und ermöglicht es Unternehmen und interessierten Institutionen, biotechnologische Kompetenz einzukaufen.
Seit 2013 leiten das akademische Biotechnet und das Branchennetzwerk Swiss Biotech Association gemeinsam das „National Thematic Network (NTN) Swiss Biotech“, das von der Schweizerischen Kommission für Technologie und Innovation (KTI) gefördert wird. NTN Swiss Biotech ist ein gut funktionierendes Netzwerk in der Schweiz, das Forschungseinrichtungen und industrielle Partner in den Biowissenschaften zusammenbringt.
Seit 2013 leiten das akademische Biotechnet und das Branchennetzwerk Swiss Biotech Association gemeinsam das „National Thematic Network (NTN) Swiss Biotech“, das von der Schweizerischen Kommission für Technologie und Innovation (KTI) gefördert wird. NTN Swiss Biotech ist ein gut funktionierendes Netzwerk in der Schweiz, das Forschungseinrichtungen und industrielle Partner in den Biowissenschaften zusammenbringt.
Kontakt
Annette v. Kieckebusch-Gück
Liestal, Schweiz
Tel.: +41 61 921 0023
a.gueck@gmail.com
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